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Anatomie / Uni Leipzig

Letztes Wochenende habe ich was Tolles erlebt. Ich war für ein “Sattel-Symposium” in dem Anatomischen Institut der Universität Leipzig. Dort haben Professor Dr. Mülling und sein Team (2 weitere Ärztinnen und 4 Studenten) ein ganzes Pferd präpariert. Das Einzige, was wir von dem Pferd wußten, war, dass die Stute 18 Jahre alt gewesen sein soll. Warum der Weg sie zum Schlachter geführt hat, wußten wir nicht. Dieses Symposium hat sich an Sattler, Tierärzte, Pferdepysiotherapeuten und -trainer gerichtet. Ziel war es, die Strukturen nicht nur sehen, sondern auch anfassen zu können und so ein tieferes Verständnis für die Lage und Funktionen der Muskeln, Sehnen und Bänder zu erlangen. Insbesondere hier im Hinblick auf die Lage und Passform des Sattels. Und das war auch so! Es ist wrklich ein himmelweiter Unterschied, ob ich aus einem Buch oder über ein Video lerne oder in 3 Dimensionen im wahrsten Sinne “begreifen” kann. Das Ärzte-Team hat an dem aufgerichteten Pferd mit den Studenten Schicht für Schicht Muskulatur abgetragen und auch Sehnen, Bänder und Nerven freigelegt. Am Ende konnten wir sogar das Nackenband erforschen und immer wieder über das Kunstwerk der Natur staunen. Unglaublich “smart”, wie das Pferd angelegt und aufgebaut ist!

Natürlich war das alles auch emotional belastend. Ich mußte mich sehr darauf konzentrieren, nicht darüber nachzudenken, was dem Pferd wohl wiederfahren ist und ob es am Ende Schmerzen oder Leid ertragen mußte. Die “Geruchsbelästigung” hielt sich  erstaunlicher Weise (für mich) in Grenzen. Im Darm steckte ein Tubus, der die Gase, die sich durch die Bakterien bilden, ausgeleitet hat. Natürlich hat Blut einen Eigengeruch und je länger der Zeitpunkt der Euthanasie zurücklag, desto intensiver wurde die Wahrnehmung der Verwesung. Aber das haben alle Teilnehmer gerne in Kauf genommen, denn die Faszination über das, was wir da erleben konnten, hat uns vielfach entschädigt 😉

Das Tolle an der Uni: hier gibt es auch Präparate von allen möglichen anderen Tieren. So haben die da Schädel vom Elefanten, der Giraffe und dem Nashorn. Man staunt über das Skelett vom Mini-Pinscher im Vergleich zu dem des Bernardiners. Wir konnten Gelenke der Präparate tatsächlich bewegen und so z.B. erkennen, was wirklich passiert, wenn die Kniescheibe beim Pferd einrastet. Professor Dr. Mülling hat uns sehr lebending und SEHR leidenschaftlich in den 2 Tagen sein Wissen vermittelt. Ich kann es kaum erwarten, bis dort das nächste Symposium angeboten wird. Mit Glück im Herbst zum Thema “Schädel”. Dann bin ich in jedem Fall wieder dabei. Falls ich einen Platz ergattern kann 😉