Vorbereitet sein auf das, was alles passieren kann – funktioniert das eigentlich bei einem so sensiblen Fluchttier Pferd?
Ich denke, man kann sich und das Pferd auf die „ Gefahren des Alltags“ gut vorbereiten – und damit das Unfallrisiko auf jeden Fall deutlich reduzieren. Ausschließen, dass dann doch mal was passiert, kann man jedoch nicht.
In der ganzen Diskussion um die Eindämmung von Gefahrensituationen geht es mir jedoch eindeutig zu viel um das Pferd.
Natürlich können wir es an Situationen gewöhnen (im Gelände, auf dem Platz, in der Halle, Trecker, Tüten, Pfützen, usw.) und es „desensibilisieren“. Dabei ist es natürlich gut und wichtig, an den konkreten Situationen zu arbeiten (zeigt Dein Pferd „Sorge“, wenn es am Silageballen vorbei muß? Nimm Dir Zeit und übe DAS!) – viel wichtiger ist jedoch, das das Pferd insgesamt lernt, wie es mit angsteinflössenden Momenten gelassener umgeht. Dazu muß der Mensch erstmal ein Bewusstsein für diese Situationen entwickeln und das Training täglich in den Umgang einbauen.
Denn: der Mensch (ob als Reiter oder Besitzer vom Boden aus) kann noch mehr zum „Vorbereitet sein“ beitragen, in dem er SICH trainiert. Körperliche Fitness, Beweglichkeit, schnelles Reaktionsvermögen, ggfls. mal ein Falltraining machen oder an der tiefsitzenden Angst arbeiten, sich mit den Verhaltensweisen des Pferdes beschäftigen, vorausschauend denken und einen vorausschauenden Blick entwickeln, immer weiter reiten lernen. Und – ganz wichtig: der versierte Umgang mit dem intakten Equipment. Tüddellige, nicht korrekt gewickelte Longen, verrostete Ösen, rissige Steigbügelriemen… Insbesondere bei der Arbeit mit Jungpferden oder sehr nervösen Pferden muss jeder Handgriff sitzen. Das alles sind nur wenige Beispiele, wie man sich täglich sicherer im Umgang machen kann und dann – wenn doch mal was passiert – besser aus der Situation raus kommt.
Weil (hier ein Schwank aus meinem Leben): man kann gar nicht so doof denken, wie es oft kommt!
Neulich scheute mein altes – inzwischen suuuuuper gelassenes – Pferd (Aufregung ist viel zu anstrengend) auf dem Reitweg. Zack – 180 Grad Wendung und weg war er. Ich bin zum Glück oben geblieben und konnte dann nachschauen, was der Grund für diese Panik war. Da lag doch ein Mann bäuchlings über einem dicken Baumstamm. Ich hatte schon Sorge, dass ihm was passiert sei. Nein – seine Aussage war „ich fotografiere Pilze“. Aha. Für das Pferd sah es wohl so aus, als würde sich der ganze Baum plötzlich bewegen. Das ist wahrlich eine Situation, die man nicht üben kann 😉
Zuversichtlich sein hilft auch. Und Vertrauen haben. In das Pferd und in die eigenen Fähigkeiten. Daran denken, dass es gut geht und weniger daran, dass etwas schief gehen kann. Das hilft.