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Fluchtdistanz.

Kennt Ihr die Fluchtdistanz von Eurem Pferd? Seit ich das zweite Pferd habe, fallen mir immer öfter gravierende Unterschiede im Verhalten der Beiden auf. Vergleichen kann man die Pferde natürlich nicht. Pit habe ich mit 9 Jahren übernommen – da hatte er schon allerlei Gutes und Schlechtes erlebt. Jarote ist mit 3,5 Jahren zu mir gekommen und war noch ein weitestgehend „unbeschriebenes Blatt“.
Meine Erfahrung mit der Fluchtdistanz bei Pit war in den ersten Jahren: von hier bis in den Stall. Will sagen – wenn Pit sich erschrocken hat, ist er abgehauen. Bis “nach Hause”. Das sich das ändert – daran haben wir im Laufe der letzten 15 Jahre natürlich gearbeitet. So kann ich heute berichten, dass sich seine „Fluchtdistanz“ auf max. 1 m reduziert hat. Das Fluchttier Pferd hat ja nun mal die Eigenart, sich zu erschrecken, Hackengas zu geben und DANN erst zu gucken, ob da wirklich was Schlimmes war. Das können die in der Steppe ja so machen – in unserem zivilisierten Raum birgt das jedoch diverse Risiken. Ich kann dem Pferd beibringen, dass es nicht alle Register der Flucht ziehen muß. Ich will ihm nicht aberziehen, sich zu erschrecken – das wäre gegen seine Natur. Ich respektiere den Schrecken, gucke mir die Gefahr auch gerne gemeinsam mit ihm an, erwarte aber, dass mein Pferd sich nicht weiter als eine Stricklänge von mir entfernt. Und eben das kann ich trainieren.
Bei Jarote war es direkt anders. Er blieb von Anfang an in einem kontrollierbaren Radius. Vielleicht liegt es auch an den Genen – die P.R.E.s sind ja ursprünglich für den Stierkampf gezüchtet – da konnte man keine schreckhaften Mimosen gebrauchen.

Die Reduktion der „Fluchtdistanz“ ist auch für uns Menschen von Vorteil. Wir geraten oft wegen Ereignissen, Aussagen oder Verhalten Anderer in eine Modus, der uns fliehen lassen möchte. Weg von all dem, was Angst macht oder uns bedroht. Viele erleben in solchen Moment ein Gefühl der Panik. Oft relativiert sich alles, wenn wir eine Nacht „drüber schlafen“ uns mit anderen austauschen oder einfach nur darüber nachdenken, über was für einen Scheiß wir uns gerade wieder einen Kopf gemacht haben.
Also: auch wir können unsere „Fluchtdistanz“ reduzieren, wenn wir einfach im Moment des Schreckens daran denken, wie viel weniger schlimm es ist, wenn wir uns umdrehen und auf die vermeintliche Gefahr blicken. Nur Mut!

27. Januar 2019|Ausbildung, Catch of the Day|