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gelber Schein – Teil II

Nachdem die Lahmheit vorne links beseitigt war, lahmte das Pferd plötzlich vorne rechts. Hm… Zunächst versucht man dann ja einen Zusammenhang herzustellen. Den gibt es vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Das Bein wurde dann auch noch unterhalb des Vorderfußwurzelgelenks hinten innen dick und warm. Keine riesen Schwellung – aber genug, um mich in absolute Alarmbereitschaft zu versetzen! Da ich keine Verletzung sah, habe ich einen Einschuß erst mal ausgeschlossen und war mir relativ schnell sicher, dass eine Sehne nicht in Ordnung war. Nur: welche?

ROT: Strecksehne; TÜRKIS: Fesselträger; GELB: tiefe Beugesehne; WEISS: oberflächliche Beugesehne

Oberflächliche und tiefe Beugesehnen gehen aus Muskelbäuchen hervor, die oberhalb des Vorderfußwurzel- bzw. des Sprunggelenkes liegen. Die oberflächliche Beugesehne ummantelt die tiefe Beugesehne. Der Fesselträger hat seinen Ursprung im Bereich des oberen Anteiles des Röhrbeines. Im Fesselkopfbereich sind zwei Sesambeine gleichsam als Umlenkrollen (Gleichbeine) in den Fesselträger eingelagert. Der Fesselträger spannt das Fesselgelenk und wird bei der Übernahme der Körperlast am meisten in Anspruch genommen. Gemeinsam mit der oberflächlichen Beugesehne besteht die physiologische Bedeutung in der Funktion als Trageapparat, um ein übermäßiges Durchtreten des Fessel-, Kron- und Hufgelenkes zu vermeiden. Die oberflächliche Beugesehne spannt das Krongelenk und unterstützt den Fesselträger. Die tiefe Beugesehne und ihr Unterstützungsband dient als Spannband für das Hufgelenk. Sie wird am stärksten in Anspruch genommen.
Die häufigsten Sehnenschäden entstehen durch eine Belastung über die Elastizitätgrenze des Gewebes hinaus. Die Sehne besteht aus straffem, parallelfaserigem Bindegewebe, das völlig auf Zugbeanspruchung ausgerichtet ist. Winzige Fasern, Fibrillen oder Kollagenfasern, durch eine Zwischensubstanz miteinander verbunden, sind die tragenden Elemente der Sehne.

Fehler in der Ausbildung bzw. im Training können im Laufe der Zeit durch Überlastung zu Sehnenschäden führen. Pferde, die z.B. dauerhaft hinter die Senkrechte geritten werden, entwickeln kompensatorische Bewegungsabläufe, die den Bewegungsapparat überlasten können. Weiter Ursachen können sein: zu wenig oder schlechtes Aufwärmen / Überbelastung über den Trainingszustand / Überbelastung durch kompensatorische Arbeit der Sehne / Tritte und Schläge (traumatische Ursache) / Stolpern / schlechte Bodenverhältnisse / unpassender oder schlecht angelegter Beinschutz / Stellungsfehler der Hufe oder schlechte Hufbearbeitung/Beschlag / Fehlerhafte Haltungsbedingungen / Mangelversorgung in der Fütterung / Überbelastung des noch jungen noch in der Entwicklung befindlichen Pferdes.

Oft ist die Sehne die Schwachstelle, wenn andere Probleme bereits vorhanden sind. Bei Schmerzen oder Lahmheiten, die aufgrund von Verletzungen oder gesundheitlichen Einschränkungen entstehen, beginnt das Pferd in der Regel zu kompensieren. Das heißt, es nimmt eine Schonhaltung ein, um die betroffene Struktur zu weniger zu belasten. Dadurch werden andere Strukturen stärker in Anspruch genommen, was wiederum zu einer Fehlbelastung führt.

Daher ist es sehr wichtig, dass eine Behandlung immer unter ganzheitlichen Gesichtspunkten erfolgt, da im Bewegungsapparat Pferd alle Strukturen voneinander abhängig und auf einen physiologisch korrekten Ablauf angewiesen sind. Auch Kompensationen, die beispielsweise aus einer Verspannung und/oder Bewegungseinschränkung im Rücken resultieren, können zu einer Überlastung der Sehne oder einer falschen Gelenkbewegung führen. Dadurch wird es die unteren Strukturen falsch belasten. Nicht selten kommt es zu Fesselträgerproblemen.

Nur – was war jetzt der Grund für das Symtom? Überbelastung kann ich sicherlich ausschließen, da der kleine große Mann äußerst behutsam gearbeitet wird. Was sicherlich in diesem Alter große Beachtung erfahren sollte, ist das Wachstum des Pferdes. Mal vorne, mal hinten, mal schnell, mal gar nicht – und nicht selten mit dem sogenannten Wachstumsschmerz verbunden. Da kann es schon mal zu Schonhaltungen oder Verspannungen kommen. Und: was der so treibt, wenn ich nicht da bin, weiß ich natürlich auch nicht….Nun denn. Der Tierarzt war da und hat von dem vorderen rechte Bein einen Ultraschall gemacht. Dabei konnte er kleinere Rupturen in der tiefen Beugesehne erkennen. Nichts Dramatisches. Therapie: 2-3 Wochen Schritt führen auf hartem Boden. Wie das so geht – dazu später mehr….

30. März 2018|Gesundheit|