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Plan B.

Wer kennt das nicht: man nimmt sich was Tolles vor und dann kommt es anders als man denkt. Wohl dem, der im Kopf so flexibel ist, ganz entspannt den “Plan B” aufzugreifen und nicht versucht, am ursprünglichen Vorhaben mit aller Gewalt festzuhalten.
Kleines Beispiel aus meiner bewegten Jungpferde-Erfahrung:
Ein wunderbarer Tag für einen frischen Gelände-Ritt. Mit dem kleinen großen Jarote immer ein echtes Vergnügen, da er mir die Freude an der Bewegung jedes Mal aufs Neue zeigt. Heute fing der Ritt jedoch mit Schreckengspenstern in Form von blauen Silage-Ballen an. OMG! Er hatte wirklich Angst und rannte spontan rückwärts in ein frisch bestelltes Feld. Ich habe mich davon erst mal wenig beeindrucken lassen und bin zielstrebig wieder in die geplante Richtung geritten. Weil ich aber eindeutig seine Not erkannte, stieg ich ab und führte ihn an den “Monstern“ vorbei. Inzwischen hatte das Pferd Adrenalin für 5 im Blut…. Egal – nach ein paar 100 Metern stieg ich wieder auf und freute mich auf einen fortan entspannten Ritt. Pustekuchen. Nach einer Treibjagd in den letzten Tagen und umfangreichen Baumfällarbeiten bei uns im Wald, ist da wohl Einiges an Getier aufgeschreckt. Auch die Wildschweine. Es vergeht im Moment kein Tag, an dem mir nicht welche über den Weg laufen. So auch heute. Für das junge Pferd gar nicht lustig. Das vegetative Nervensystem dreht grad durch – der Sympathikus läuft jetzt auf Hochtouren und steuert ganz wesentliche Abläufe im gestressten Pferdekörper (-> er regt die Muskeldurchblutung an und steigert die Herz-und Atemfrequenz. Er ist in Stress und Angstsituation aktiv und hilft dem Organismus dabei die wichtigsten “Fluchtreaktionen” ausführen zu können! Darm- und Blasentätigkeit werden quasi reduziert, Speichelfluß wird unterbunden).

Früher wäre ich jetzt erst mal frisch losgaloppiert, damit das Pferchen Dampf ablassen kann. Heute weiß ich es besser und wähle natürlich nicht die Flucht-Gangart „Galopp”, wenn ich Ruhe in die Kiste bringen will.
Was soll ich sagen? Vielleicht das: “wer über den Dingen steht, der geht.“ Bin also abgestiegen und den ganzen langen Rest unseres wunderbar geplanten Reitausfluges zu Fuß neben ihm her gelaufen. Ergebnis: wir beide kamen ganz ruhig und gelassen im Stall wieder an.
Training war das allemal. Ich beobachte immer wieder, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob ich nebenher laufe oder oben drauf sitze. Einige Situationen sind einfach noch zu „groß“ für ihn. Absteigen bedeutet dann nicht, „klein beizugeben“ oder dem Pferd in seiner „Widersetzlichkeit“ Recht zu geben, sondern vielmehr, emphatisch zu sein und die Sicht des Pferdes einnehmen zu können. Pferde wollen uns nicht verarschen, sondern handeln immer authentisch und Instinkt- oder triebgesteuert.
Ich glaube, Jarote fand es ziemlich cool, dass ich ihm da entgegengekommen bin…

5. Dezember 2018|Ausbildung, Catch of the Day|