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Reinigung.

putzt Ihr noch oder pflegt Ihr schon?

Ich habe wirklich ganz lange mein Pferd in erster Linie geputzt. Dafür habe ich allerlei „Gerät“ in meinem Putzkasten.
Mein vordergründiges Ziel war dabei immer – wie die Bezeichnung dieses Prozesses schon suggeriert – das Pferd am Ende sauber zu haben.
Das sehe ich inzwischen anders. Ich habe nun mehr den Aspekt der Pflege im Kopf, wenn meine Pferde als (fast) ersten Schritt der Tageseinheit (wie immer die auch aussehen mag) angebunden wird. Pflege ist ein schönes Wort und beinhaltet natürlich auch den Aspekt der Reinigung. Aber noch so viel mehr. Ich streiche meine Pferde immer auch mit beiden Händen ab. In Vollendung kann das zu einer „energetischen“ Massage werden. In der Basis ist es eine Kontaktaufnahme, die mich den Körper des Pferdes spüren läßt – aber auch das Pferd seinen Körper wahrnehmen kann. Neben der „Palpation“, wie man es auch nennt, wenn man Körperstellen abtastet und so Verletzungen, warme Stellen, Pusteln oder auch Asymmetrien feststellen kann, findet man so auch die eine oder andere Zecke 😉
Ich habe bei meinem beiden Pferden auch den „magic spot“ gefunden. Das ist der Punkt, der bei sanfter oder etwas festeren Berührung, kratzen oder klopfen, bei dem Pferd diesen merkwürdigen und sehr lustigen Gesichtsausdruck hervorzaubert. Viele Pferde stülpen die Oberlippe vor, kräuseln die Nüstern, lassen die Unterlippe hängen, schließen die Augen, verdrehen den Hals, strecken den Kopf oder vieles Mehr. Also: Mähnekraulen geht ja immer und am Widerist finden auch fast alle Pferde eine kratzende Bewegung toll, aber kennt Ihr den „magic spot“ bei Eurem Pferd?

Nicht nur, dass ich weiß, dass es ein besonderer Genuss ist, wenn ich mich bei meinem Pferd diesem Punkt widme – ich kann diese Handlung auch gezielt einsetzen, um das Pferd in einem Modus der Entspannung zu bringen. Z.B. wenn es gerade aufgeregt oder ängstlich ist. Eine wunderbare Möglichkeit, das Pferd sofort aus seiner Starre (im wahrsten Sinne des Wortes) zu befreien. Es ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation. Habe ich auf mein Pferd geachtet und wahrgenommen, ob es Abwehr- oder Wohlfühlreaktionen zeigt, wird das Pferd im Gegenzug auch Eure sensible Handlung als „Verständnis“ abspeichern.

Wie immer gibt es auch hier eine „Kehrseite der Medaille“. Nächste Frage daher: wißt Ihr auch, was Eurem Pferd gar nicht gefällt. Und wenn ja, vielleicht auch warum? Ist an der Stelle vielleicht ein Muskel verspannt, eine kleine Verletzung, ein Gelenk entzündet oder ist es das Ergebnis einer schlechten Erfahrung?
Wie auch immer – wir sollten alle in der Lage sein, unsere Pferde überall und zu jeder Zeit anfassen zu dürfen. Das ist insbesondere bei der vielleicht mal nötigen medizinischen Versorgung super wichtig. Daher besser das Anfassen über, wenn alles gut ist.

-> Hierzu das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie:
Für diesen Versuch hat diese 69 Reiter auf verschiedenen Niveaus dabei gefilmt, wie sie ihre Pferde putzen. Zur Studie geht es hier. Das Ergebnis nach der genauen Analyse der entstandenen Videos: Die Hälfte der Pferde zeigten Anzeichen von Unwohlsein! Gerade einmal 5 % der Pferde, also genau 3, schienen sich wirklich wohlzufühlen. Für den Großteil der Pferde ist das Striegeln also alles andere als angenehm. Dabei war es unabhängig davon, ob versierte Reiter (Profis) oder Freizeitreiter am Werk waren.

Und noch ein Hinweis zum Schluß (auch wenn das kein Beitrag zum korrekten Putzen sein soll): behaltet bitte die schützende Fett- und Talgschicht zwischen Haut und Haaren im Kopf. Die sollten wir vor allem im Winter nicht durch zu intensives Putzen „wegbürsten“. Im Frühjahr – wenn die durch den Fellwechsel überflüssig gewordenen Haare jucken – sind die Pferde natürlich sehr dankbar, wenn wir beim Abwerfen des Wintermantels etwas mithelfen 🙂