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Schritt, Schritt, Hurra!

Jedes Kind weiß seit seiner ersten Reitstunde, dass man sein Pferd vor der beginnenden Arbeit Schritt reiten soll, um es „aufzuwärmen“. So weit so langweilig.
Irgendwie ist der Schritt bei vielen Reitern das lästige Übel, das man überwinden muß, bevor es dann endlich losgehen kann und der Spaß beginnt. Trab und Galopp mit Schwung und Geschwindigkeit sind einfach spannender, gelle?
Ich möchte an dieser Stelle mal ein Plädoyer für die wunderbare vielfältige spannende anstrengende und durchaus anspruchsvolle Gangart SCHRITT halten.

Die schwunglose Gangart Schritt hilft tatsächlich wunderbar beim Aufwärmen des Pferde. Das heiß: die Muskeln werden stärker durchblutet, der Kreislauf kommt in Schwung, Bänder und Sehnen werden langsam dehnungsbereit  und – das ist am wichtigsten: die Gelenke werden „geschmiert“. Dabei passiert Folgendes:
Die Knochen, die in einem Gelenk aufeinander treffen, sind von einer Knorpelschicht überzogen. Diese Schicht schützt den Knochen vor Stößen und verhindert, dass sie direkt aufeinander reiben. Kann man sich ja vorstellen, dass das auf die Dauer höchst unangenehm sein würde…. Der Knorpel selber hat aber keine Blutgefäße. Er ist darauf angewiesen, dass er von der Gelenkflüssigkeit (Synovia) oder auch Gelenkschmiere genannt, “gefüttert” wird bis er prall und satt ist. Man spricht hier auch davon, dass die Flüssigkeit in den Knorpel „eingewalkt wird“. Und jetzt kommen wir zu der perfekten Eselsbrücke: was heißt Schritt nochmal auf englisch? Richtig: WALK. Wenn wir unser Pferd nun Schritt reiten (und hierbei ist eine gleichmäßige Bewegung von 10-20 Min Voraussetzung, bis der schützende Knorpel satt ist), dann sorgen wir für eine optimale Situation im Gelenk, damit das Pferd die folgenden Bewegungen in den höheren Gangarten (oder z.B. auch seitliche Belastungen) schadfrei überstehen kann.
Ignorieren wir diese wesentlichen gesundheitlichen Voraussetzungen des Körpers (also: kurz mal Schritt und dann direkt los), dann nehmen wir in Kauf, dass wir dem Pferd auf Dauer schaden. Wichtig: dies ist besonders bei Pferden zu beachten, die in Boxen oder lange Zeiten auf dem Paddock STEHEN. Wird der Knorpel nicht ausreichend mit Synovia versorgt, wird er spröde und kann Stöße und Belastungen nicht mehr kompensieren. Der Körper wird dann ausgleichend reagieren und knöcherne Zugbildungen produzieren. Das ist dann Arthrose, die bis zur Versteifung des Gelenkes führen kann.

Den Schritt kann man herrlich gestalten. Zum Beispiel Tritte verlängern, mit dem Tempo spielen oder leichte erste Lektionen reiten. Das hat auch einen stark gymnastikzierenden Effekt. Das können wir sowohl vom Boden als auch aus dem Sattel heraus tun. Langweilig ist anders!

Warum wir besser nicht zwei Stunden im Gelände in dieser Gangart reitend herumbummeln sollten – dazu schreibe ich demnächst einen weiteren Artikel.

Frohes Neues Jahr wünscht Euch Jarote & Karen

7. Januar 2019|Ausbildung, Catch of the Day|