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Wachstum.

Kinder, wie die Zeit vergeht… Jarote ist jetzt fast 5. Vor knapp 1,5 Jahren hab ich ihn als körperlich großen Hengst kennengelernt, der vom Kopf deutlich gezeigt hat, dass er noch in die Vorschule und nicht aufs Gymnasium gehört. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich mich in den letzten Monaten sehr mit der Anatomie und Biomechanik des Pferdes beschäftigt und so auch mit den Wachstumsphasen beim Pferd. Es gibt viele Schaubilder zu diesem Phänomen – dieses hier finde ich besonders anschaulich, weil einfach und klar dargestellt. In Spanien wurde er angeritten und stand bereits in den Startlöchern, um mit 4 Jahren auf  Turnieren vorgestellt zu werden. Ich bin froh, dass ich ihn so früh gefunden habe und das verhindern konnte. Gerade bei jungen Hengsten, die im Training schnell Muskelmasse aufbauen, kann das frühe Training zu schlimmen Folgeschäden führen.

Pferde wachsen von unten nach oben. Das Wachsen passiert, in dem Knochen aus dem Knorpel an den Wachstumsfugen und Gelenkflächen aufgebaut wird. Dabei ist die Hauptwachstumsphase mit ca. 12 Monaten abgeschlossen – danach geht es deutlich langsamer voran. Nun ist es wichtig, dass sich das Pferd viel frei bewegen kann. Ohne Störung von Reiter, Ausrüstung oder zu hoher Anforderung. Erst in einem Alter von ca. 6 Jahren sind alle Wachstumsfugen geschlossen und das Pferd somit voll “stabil” (d.h. erst JETZT sind Knochen, Bänder, Sehnen, Faszien und Muskeln voll belastbar und nicht mehr im Prozess der steten Veränderung). Wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen (wie waren ja auch mal klein), erfolgt das Wachstum nicht immer konstant und mit allerlei unangenehmen Begleiterscheinungen. Das Pferd wächst mal hinten, mal vorne, hat Probleme sich auszubalancieren und der Zahnwechsel kommt dann auch noch dazu. Ab etwa Dreijährig beginnt im Pferdegebiss der Zahnwechsel. Jetzt ist einiges im Umbruch und viele Probleme können in dieser Zeit entstehen: Alle 24 Milchzähne werden gewechselt, 36 bis 44 neue Zähne kommen! Der Zahnwechsel ist dann erst mit 5 abgeschlossen (meiner hat gerade den letzten Milchzehn verloren).

Mein Training sah bis zum Alter von 4 Jahren so aus: viel Spazieren gehen, ab und an mal reiten – aber immer nur kurz (ca. 20 Min). Focus auf Training zur Vertrauensbildung, Gehorsam und Gelassenheit. KEINE engen Wendungen. Das letzte halbe Jahr habe ich ihn dann ca. 2-3x in der Woche im Gelände in allen 3 Gangarten GERADEAUS geritten (hierfür habe ich einen baumlosen Sattel gewählt, der sich der permanenten Veränderung seines Rückens angepasst hat) und angefangen auf großen gebogenen Linien im gemäßigtem Tempo zu longieren. In den nächsten Wochen beginnen wir mit der leichten Arbeit zum Geraderichten und steigend die Anforderungen an Kopf und Körper angepasst auf seine Konstitution. Seit Mai steht Jarote zudem in einer großen gemischten Herde und hat permanent die Möglichkeit, sich frei zu bewegen.

Früher war nicht alles besser. Aber was die alten Reitmeister noch wußten: beginne nicht vor dem 4,5 Lebensjahr mit dem Training und reite die hohe Lektion erst mit 12 Jahren. Dann kannst Du auch noch in den späten 20er Jahren mit Deinem Pferd Freude haben….